Studie räumt mit Recycling-Mythos auf

Energie & Ressourcen

Jährlich werden in Europa fast 50 Millionen Tonnen Papier und Karton recycelt. Dieser Kreislauf ist nicht endlos – aber viel umfangreicher als gedacht. Laut Studie der TU Graz kann man Verpackungen aus Holzfasern nicht nur vier bis sieben Mal, sondern mindestens 25 Mal wiederaufbereiten.

Lange galt, dass Verpackungen aus Holzfaser nur vier bis sieben Mal recycelt werden können, bevor sie ihre Integrität verlieren. Eine Studie der TU Graz hat diesen Mythos widerlegt: Die Ergebnisse zeigen, dass die Fasern von Papier, Pappe, Karton und Faltschachteln diesen Prozess mindestens 25 Mal durchlaufen können, ohne dass man signifikante Qualitätsverluste befürchten müsse. Sowohl auf die mechanischen Eigenschaften als auch die Quellfähigkeit der Faser hat sich in der Untersuchung der Grazer Forschenden kein negativer Trend ergeben. Der Beleg dafür, dass die Holzfasern wesentlich widerstandsfähiger sind als man bisher angenommen hat.

Die TU Graz zeigt in einer Studie, dass Fasern aus Papier, Pappe oder Karton bis zu 25 Mal ohne Qualitätsverlust recycelt werden können.

Kein Ende der Verwendbarkeit

„Man ging immer davon aus, dass man im Recycling durch Qualitätsverluste limitiert ist. Nun haben wir bewiesen, dass die Befürchtung, wenn wir Stoffe länger im System halten die Qualität sinken würde, unbegründet ist. Dieses Ergebnis kann meiner Meinung nach das Mindset ändern, weil es zeigt, dass das Potenzial der Faserstoffe gegeben ist“, so Rene Eckhart von der TU Graz, der die Untersuchung geleitet hat. Jedes Mal, wenn die Faser getrocknet wird, verändert sie sich – jedoch vor allem zu Beginn, später kaum mehr, so die neue Untersuchung. „Das heißt, für Produkte wie Faltschachteln, kann man das Recyclingmaterial sicher länger einsetzen, denn ein Ende der Verwendbarkeit der Fasern ist nicht absehbar – und das ist gut“, so Eckhart. In allen Bereichen werden wiederaufbereitete Materialien allerdings nie zum Einsatz kommen: Verpackungen für den direkten Kontakt mit Lebensmitteln wie Schokolade benötigen beispielsweise Frischfasern. Aus Recyclingfasern werden in Europa etwa 51 Prozent der Faltschachteln hergestellt, 49 Prozent aus Frischfasern. Die Tendenz geht aber dazu, immer leichtere Schachteln zu entwickeln, also weniger Material einzusetzen.

Recycling oder „Aber in den Garten!“

Aktuell liegt die Recyclingquote für Karton- und Papierverpackungen übrigens in Europa bei rund 84,2 Prozent. Die Kartonindustrie möchte diese Quote bis ins Jahr 2030 auf 90 Prozent anheben. Je öfter ein und dieselbe Verpackung recycelt werden kann, desto positiver sind natürlich die Auswirkungen auf die Umwelt. Prinzipiell punkten Kartonverpackungen ja damit, dass mit den Holzfasern aus dem Wald eine erneuerbare Ressource zum Einsatz kommt. Allerdings werden bei der Herstellung auch fossile Energien und Mineralien verbraucht. Betrachtet man nun das „Ende des Kartons“, ist das Recycling im Sinne der Kreislaufwirtschaft natürlich die beste Option. Besser als das Verbrennen wäre auch noch der biologische Abbau, also die Kompostierung – dieser Mulch kann in Landwirtschaft oder Gartenbau verwendet werden.

 

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