Wirtschaft & Standort
Future Jobs: Vom Klimaschutzmanager bis zu Berufsbildern, die wir heute noch gar nicht benennen können – wer etwas bewirken will, sollte an eine Ausbildung bzw. einen der „Green Jobs“ in der Abfallwirtschaft denken. Denn eines ist fix: Wir brauchen dringend Lösungen!
Nachhaltigkeit ist mir privat sehr wichtig – und beruflich wollte ich auch etwas in diese Richtung machen“, erklärt Fabian Mitterhuber, der in Trofaiach die Lehre zur Entsorgungs- und Recyclingfachkraft gemacht hat. Von seinem begonnenen Studium „Industrieller Umweltschutz und Verfahrenstechnik“ an der Montanuniversität in Leoben wechselte er – nach mehreren Praktika bei Saubermacher – lieber von der Theorie in die Praxis und damit zur Lehre ins Unternehmen. „Es ist ein sehr vielschichtiger Beruf, der viele Gebiete von der Verfahrenstechnik über Rechtsthemen bis zur Chemie zusammenfasst, und einfach nie langweilig ist.“
Die Begeisterung für seine Aufgaben und den Sinn hinter seinem Job ist ihm anzuhören. Aktuell arbeitet Mitterhuber an einer chemisch-physikalischen Abwasseraufbereitungsanlage, welche flüssige Abfälle wie Emulsionen, Öl-Wassergemische sowie Säuren und Laugen von Schadstoffen befreit. Das gereinigte Abwasser kann dadurch wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt werden.
Da sind Proben zu nehmen und im Labor zu analysieren sowie danach Parameter einzustellen, damit das Isolieren von Gefahrenstoffen ebenso wie die Filterung von Schadstoffen und dann eben die Wiederverwertung klappen. Das Interesse seines Freundeskreises am Job war groß: „Weil den Lehrberuf und die damit verbundenen Aufgaben ja keiner kannte – das Feedback war insgesamt auf jeden Fall sehr positiv“, sagt Mitterhuber über sein nachhaltiges Job-Profil.
Green Jobs in der Abfallwirtschaft
Alles, was unter der Bezeichnung „Green Jobs“ läuft, ist aktuell natürlich in Mode – gerade unter Millenials und Gen Z sind die Green Jobs sehr beliebt, wie eine aktuelle Studie aus dem Vorjahr zeigt: Nachhaltigkeit gewinnt bei der Jobsuche klar an Relevanz. 43 Prozent haben Interesse an einem solchen Job – bei den 14- bis 18-Jährigen sogar 60 Prozent.
Future Job: Klimaschutzmanager
„Abfallwirtschaft ist Klimaschutz“, betont der Universitätsprofessor und Experte für Abfallwirtschaft Roland Pomberger. Und weil der Klimaschutz das drängendste Thema unserer Zeit ist, würden sich zu den ohnehin schon guten Berufschancen im Ressourcenmanagement in Zukunft noch viel mehr Möglichkeiten ergeben.
Was man angesichts der technologischen Entwicklungen und Fortschritte (siehe z.B. auch Story zur sensorgestützten Sortierung auf Seiten 24/25) definitiv brauchen werde, seien „Technikerinnen und Techniker, die diese Anlagen entwickeln, bauen und bedienen“, sagt der Experte von der Montanuniversität Leoben.
Das Interesse der Fridays-for-Future-Generation ist ja prinzipiell gegeben: „Doch viele junge Menschen wollen ins Umweltmanagement, dabei brauchen wir zuerst die Ingenieure, die die Lösungen aufbauen, sonst haben die Manager nichts zu managen“, meint Pomberger. Technikerinnen und Techniker würden immer benötigt, doch darauf aufbauend, werde es viele neue Berufsbilder geben, ist sich der Experte sicher: „Die Energiekrise, die wir haben, ist schmerzhaft, aber auch Treiber, effizienter zu werden, Lösungen zu finden und einzusparen. Jedes große Unternehmen wird in Zukunft eine Stabsstelle Klimaschutz mit einer Person haben, die sich auskennt und die Prozesse beeinflussen kann.“
Ein Werk der Zementindustrie, das CO2-frei betrieben wird? Oder die Voest, die in 30 Jahren vielleicht keine Öfen mehr betreiben wird, wie sie heute im Einsatz sind – für eine (nötige) Wende dieser Art braucht es Ideen und kreative technische Entwickler. Wer daher wirklich etwas bewirken wolle, sollte beruflich in diese Richtung denken, rät Pomberger der Fridays-for-Future-Generation: „Das Recycling-Thema hat ein positives Image. Und hier kann jeder und jede selbst aktiv werden und die Lösungen aufbauen, die wir brauchen werden.“
Jobs: Wertigkeit und Selbstbewusstsein steigen
Aufgebaut wird in Graz auch gerade der neue Ressourcenpark der Holding: Hier wird es um die Trennung von 90 verschiedenen Abfallarten, die Erhöhung der stofflichen Verwertung und der Recyclingquoten gehen – und auch für die Erreichung dieser wichtigen Klimaschutz- und auch EU-Ziele braucht es die entsprechenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weiß Alexandra Loidl, Leiterin der Sparte Abfallwirtschaft in der Holding Graz. „Abfall- und Kreislaufwirtschaft sind die Themen der Zukunft. Die Menschen in der Abfallwirtschaft leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, denn hier passiert viel mehr als nur Container zu manipulieren. Das sind Aufgaben deren Bedeutung im allgemeinen Bewusstsein stark zunimmt. Bei uns herrscht durch den Ausbau des Ressourcenparks Aufbruchstimmung. Die Wertigkeit in der Bevölkerung steigt und das Selbstbewusstsein in unserem Team. Der Bereich erfährt die Aufwertung, die er verdient hat“, so Loidl.
„Wir leisten mit unserem Job einen großen Beitrag“
„Jeder sollte schließlich mittlerweile wissen, dass in Sachen Klimaschutz etwas passieren muss“, betont auch Marlene Dorfmeister ihre Motivation. Die 24-Jährige hat nach dem Abschluss einer Schule mit Schwerpunkt Umwelt und Wirtschaft die Ausbildung zur Entsorgungs- und Recyclingfachkraft absolviert. Kennzahlen für verschiedene Anlagen, Durchsatzraten, Masse und Fraktion bestimmen ihr Aufgabegebiet – wobei: „Das Tolle an diesem Job ist ja, dass er so abwechslungsreich ist. Wir haben genauso mit gefährlichen Abfällen oder der Probennahme bei Ersatzbrennstoffen zu tun.“ Aus diesem Grund reagieren andere oft auch sehr überrascht, wenn Dorfmeister von ihrem Job erzählt: „Die meisten stellen sich ja eine Deponie vor, aber das sind wir überhaupt nicht. Was genau in einem Entsorgungsbetrieb passiert, weiß eigentlich keiner. Dabei leisten wir mit unserem Job einen großen Beitrag in Sachen Recycling.“
Was sind Green Jobs?
Unter dem Begriff versteht man Berufsbilder, die sich mit Umweltschutz verbinden lassen. Wo der Verbrauch von Energie und Rohstoffen reduziert wird, das Ökosystem geschützt oder der Ausstoß von Treibhausgasen gesenkt oder vermieden wird, spricht man von Green Jobs. Mit „Umwelt- und Klimaschutztechnik“ bietet die Montanuniversität Leoben übrigens ab Herbst 2022 ein neues Studium an.
Mehr zum Lehrberuf Entsorgungs- und Recyclingfachkraft gibt es hier.
Teile den Beitrag