Sackerl fürs Gackerl im Kompost

Kot und Spiele?

Energie & Ressourcen

Eigentlich sind Fehlwürfe ein ernstes Thema. Man kann diesem aber auch mit einem (Gewinn-)Spiel begegnen – durchaus erfolgreich, wie das Pilotprojekt OST zeigt. Der Restmüll in Kumberg konnte um 10 Prozent reduziert werden. Im nächsten Schritt zeigte man Hundekot und Zigarettenstummeln im Biomüll in Kalsdorf die rote Karte …

Wertstoffe im Wert von bis zu 15 Millionen Euro landen in der Steiermark jedes Jahr im Restmüll. Im Biomüll sind es Verpackungsmüll und Aludosen, aber auch Blumentöpfe und sogar Batterien, die hier falsch entsorgt werden. Soweit, so bekannt. Aufgezeigt wird das seit Jahrzehnten – mit mittelmäßigem Erfolg, wie die aktuellen Zahlen bestätigen. Mit dem Pilotprojekt OST hat der Abfallwirtschaftsverband Graz-Umgebung, gemeinsam mit Müllex-Umwelt-Säuberung-GmbH und FCC Austria Abfall Service AG einen spielerischen Ansatz versucht: Ist ein Restmüll-Behälter fehlwurffrei, gibt es dafür die grüne Karte – und die Teilnahme am Gewinnspiel. „Wir haben unter anderem ein Wochenende in einem steirischen Hotel verlost“, berichtet Angelika Lingitz vom Abfallwirtschaftsverband Graz-Umgebung. In Kumberg lief das Projekt 6 Monate lang, es konnten 20.000 Kilogramm Restmüll eingespart werden – das entspricht 10 Prozent pro Einwohner bzw. 6 Kilo Restmüll pro Kopf und Jahr.

Rote Karte für Plastik-Sackerl

In Kalsdorf lief bis Ende 2020 ein weiteres Projekt, mit dem die Fehlwürfe deutlich reduziert wurden: Hier stand der Biomüll im Fokus. „Wir sind hier noch einen Schritt weitergegangen und haben rote Karten verteilt, wenn sich Fehlwürfe in der Biomüll-Tonne befanden. Und wir haben das dann konsequenterweise als Restmüll entsorgt, die Mehrkosten wurden den Bürgern verrechnet. Über die rote Karte wurde den Bürgern auch angeboten, sich telefonisch über die korrekte Mülltrennung zu informieren. „Vielen ist nicht bewusst, dass Zigarettenstummel oder Hundekot nicht in die Biotonne gehören“, erzählt Lingitz von den Telefonaten mit den Bürgern. „Auch das kompostierbare Biomüll-Sackerl ist immer wieder Thema. Die meisten verrotten zwar, aber erst nach zu langer Zeit. Unsere Kompostierer müssen es daher händisch aussortieren, weshalb wir empfehlen, es nicht zu verwenden.“ Auch bei diesem Projekt hatte man mit einer grünen Karte – als Zeichen für eine Biomüll-Tonne ohne Fehlwürfe – wieder die Chance, bei einem Gewinnspiel mitzumachen.

Das „Spiel“ am Laufen halten

Neben dem Gewinnspiel will man in Zukunft noch in die Kommunikation intensivieren. „Vor allem in Mehrparteienhäusern gibt es hier noch großes Potenzial. Da ist es auch nicht immer einfach, an die Hausverwaltung heranzukommen. Es gibt aber immer mehr engagierte Bürger, die uns anbieten, Infomaterial aufzuhängen. Das zeugt von einem gesteigerten Bewusstsein.“ Der Weg ist noch ein langer, aber die Pilotprojekte zeigen, dass sich etwas verändert. Lingitz ist optimistisch: „Es zeigt sich deutlich, dass der direkte Kontakt mit den Menschen – über das Feedback auf den Karten, aber auch durch Gespräche – etwas verändert.“ Die Mühlen der Veränderung mahlen langsam. Wenn man „das Spiel“ am Laufen hält, passiert die Veränderung aber stetig.

Fehlwürfe sind keine Seltenheit – mit einem spielerischen Ansatz lässt es sich aber teilweise vermeiden (Credit: Lunghammer)

  • Das Pilotprojekt „OST“ wurde von dem Abfallwirtschaftsverband Graz-Umgebung, der Müllex-Umwelt-Säuberung-GmbH und der FCC Austria Abfall Service AG ins Leben gerufen, um Menschen in Hinblick auf Fehlwürfe zu sensibilisieren.
  • Durch das Projekt konnten in Kumberg 20.000 Kilogramm Restmüll eingespart werden.
  • Weitere Informationen zum Pilotprojekt „OST“ und weiteren Projekten hier.

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