Auf Goldsuche im Sondermüll

Wirtschaft & Standort

Geht nicht – gibt es quasi nicht. Wenn es ums Recycling geht, versucht die Abfallwirtschaft diesen Grundsatz hochzuhalten. Selbst aus gefährlichen Abfallstoffen lassen sich wertvolle Sekundärrohstoffe rückgewinnen, weiß der Recycling-Experte Andreas Feistritzer.

Gibt es einen Stoff, den man gar nicht recyclen kann? Darüber muss Andreas Feistritzer, Abfallrechtlicher Geschäftsführer der Waste Service Austria GmbH (WSA) in Hartberg, kurz nachdenken. „Bei Gasen könnte man das so sagen, das ist ein Spezialthema.“ Sonst könne man so gut wie alles recyclen – „es hängt aber auch davon ab, wie man Recycling definiert“, betont der Fachmann. Entsorgung ist ein komplexer Teil der Wirtschaft. Daher ist dieser Zweig ein wichtiges Zahnrad zwischen den Bereichen Ökologie und Ökonomie.

Recycling: Schlämme sind Kupfer- und Goldminen

Unternehmen wie die WSA sind ein essenzieller Teil der Kreislaufwirtschaft. Niemand sonst will das, was auf dem Gelände des Entsorgers landet, haben. Allerdings hat es enormes Potenzial – vor allem in der Gewinnung von erneut nutzbaren Rohstoffen. Etwa die Galvanikschlämme, um deren Weiterverarbeitung – bestenfalls ist es Recycling – sich die WSA kümmert. „Diese Schlämme fallen vor allem in der Halbleiterproduktion an. Sie enthalten viel Kupfer, zum Teil 25 bis 30 Prozent, und auch Gold und Palladium in geringeren Mengen. Deshalb sind Schlämme so interessant für die Rückgewinnung aus Verbrennungsrückständen. Das sind wertvolle Rohstoffe, die man durch eine chemisch-physikalische Behandlung erhalten kann“, betont Feistritzer. Vor allem sei es bei weitem weniger energieintensiv als die Gewinnung des Primärrohstoffs. Und die Überreste der Schlämme werden als Ersatzbrennstoffe für energieintensive Branchen wie die Zement- und Papierindustrie verwendet.

Klärschlammverbrennungsanlage in Großwilfersdorf

Herausforderungen an Recycling wachsen stetig

Das Recycling gefährlicher Stoffe macht einen großen Teil des Umschlags bei der WSA aus. Rund 15.000 bis 20.000 Tonnen fallen jährlich an,

rund ein Drittel der Gesamtmenge. Gut 5.000 Tonnen davon können aufbereitet werden, allein 300 Tonnen halogenierte Lösungsmittel befinden sich darunter. Die Vorschriften sind streng, die Gefahrenkennzeichnung wird laufend erweitert, was für die Entsorger weitreichende Änderungen bei der Behandlung von Stoffen mit sich bringen kann.

WSA arbeitet zu großen Teilen mit dem Recycling gefährlicher Stoffe.

Für Lithium-Ionen-Akkus fehlen Großaufbereitungsanlagen

Eine der drängendsten Herausforderungen, der sich die Branche stellen muss, ist laut Feistritzer die zunehmende E-Mobilität. „Die Gefahr von Lithium-Ionen-Batterien aus E-Bikes und Pedelecs sowie E-Autos darf man wegen ihrer hohen Explosivität nicht unterschätzen“, sagt Andreas Feistritzer. Die Entsorgungsunternehmen stellt das vor große Herausforderungen, denn nicht jedes Unternehmen kann diese speziellen Akkus verwerten. Gerade Unfallwagen mit Lithium-Ionen-Akkus sind ein Problem. In Österreich gibt es laut Feistritzer bisher keine Großaufbereitungsanlage für diese Batterien. Das geschieht aktuell bei einigen wenigen Spezialfirmen in Deutschland.

Die Entsorgung von Lithium-Ionen-Batterien stellt die Entsorgungsindustrie vor große Herausforderungen

Mehrweg ist oft Einweg

Für den Experten stellt sich beim Thema Recycling jedoch noch eine ganz andere Frage: Was bedeutet Wiederverwertung von Abfall in Bezug auf Plastik? Darunter sollte auch die energetische Verwertung fallen – sprich das Verbrennen von Abfallstoffen, die sich nicht wiederaufbereiten lassen. „Viele Mehrwegkunststoffe kann man nur der Endverarbeitung zuführen. Das Problem ist, man kann sie nicht sortenrein trennen, und somit fallen sie für den normalen Recyclingprozess aktuell aus. Die dadurch entstehende Wärmeenergie kann aber wiederum zur Strom- oder Wärmeerzeugung genutzt werden.“ Am besten wäre es aus Feistritzers Sicht, den Abfallstrom so gering wie möglich zu halten – also erst gar keine nicht recyclebaren Stoffe zu produzieren.

Was ist Sondermüll?

Zum Sondermüll gehören alle gesundheitsgefährdenden, krankheitserregenden, brennbaren, explosiven, wassergefährdenden und Luft gefährdenden Abfälle.
Sondermüll wird aufgrund seiner Eigenschaften gesondert entsorgt. Je nachdem, um welche Art von Sondermüll es sich handelt, wird der Abfall auf unterschiedliche Arten entsorgt. Es gibt aktuell 400 verschiedene Arten von Sondermüll, darunter fallen auch:

  • Spraydosen, Lacke und Farben
  • Klebstoffe und Leim
  • Batterien und Autobatterien
  • Energiesparlampen
  • Medikamente
  • Reinigungsmittel und Desinfektionsmittel
  • Pestizide und Insektenvertilgungsmittel
  • Altöl und Schmierstoffe

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