Qualität als Verkaufsargument? Verkaufssituation am Bauernmarkt

Was darf gutes Essen kosten?

Leben & Gesellschaft

Qualität und Regionalität sind die viel zitierten Kriterien beim Lebensmittelkauf. Interessant nur, dass sich billiges Gemüse aus Übersee trotzdem gut verkauft. Einige Konsumenten sind mittlerweile allerdings bereit, für Nachhaltigkeit und Qualität einen Aufwand auf sich zu nehmen.

Steigende Nachhaltigkeit beim Essen

Gutes Essen gehört zum guten Leben. Und dabei geht es schon länger nicht mehr nur um einen Besuch im Restaurant. Gut zu essen meint nicht nur den Geschmack, sondern ebenso eine regionale Herkunft, die eine bessere Qualität versprechen soll. Steigendes Nachhaltigkeitsbewusstsein, aber auch Unverträglichkeiten haben bei vielen Menschen ein Umdenken in Sachen Ernährung bewirkt, sodass unbehandelte Produkte mittlerweile ganz oben auf der Einkaufsliste stehen. Das Interesse an bewusster und gesunder Ernährung hat das Interesse an Bio-Produkten geweckt bzw. gestärkt und über die letzten Jahre die Nachfrage kräftig angekurbelt.

Verpacktungsfreie Produkte sind gefragt

Auf der einen Seite sind es Spezialitätenläden und verpackungsfreie Geschäfte wie „das Gramm“ in Graz, Bauernmärkte oder Direktverkäufer, die von dieser Bewegung profitieren. „Die Zahl jener, die lieber 100 Euro für hochwertige Lebensmittel ausgeben und diese bis zum letzten Brösel aufessen, anstatt den Wagen im Supermarkt randvoll zu füllen und anschließend die Hälfte wegzuschmeißen, steigt“, sagt Carlos Diaz, Besitzer des regionalen Bauernladens „Umkreis“. Auf der anderen Seite sehen sich viele Menschen nach Alternativen um, bei denen man sowohl die Herkunft der Produkte kennt, als auch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Eine solche Alternative finden einige unter dem klingenden Namen SoLaWi.

Ernteteiler statt „nur“ Konsumenten

SoLaWi bedeutet Solidarische Landwirtschaft. Das Konzept dahinter: Eine gewisse Anzahl an Mitgliedern unterstützt einen landwirtschaftlichen Betrieb mit einem jährlichen finanziellen Beitrag und erhält im Gegenzug die Produkte aus dessen Anbau. 9 solcher Projekte gibt es in der Steiermark, die „Kleine Farm“ aus St. Nikolai im Sausal ist eine davon. Die Mitglieder genießen eine Reihe von Vorteilen: Sie haben Zugang zu frisch geernteten, saisonalen, ursprünglichen und gesunden Lebensmitteln. Bis zu 15 Sorten Gemüse sind in jedem wöchentlichen Ernteanteil enthalten. Abhängig von der Saison müssen sich die Mitglieder Woche für Woche überraschen lassen, was die Ernte hergibt – das bedeutet, dass der Korb im Sommer deutlich voller ist als am Anfang des Frühlings und man zwischendurch auch längere Bohnen- oder Kraut-Phasen durchmacht … Verpackungsfrei wird es an fixen Stationen abgeholt, in Graz etwa beim Bauernmarkt an der Herz-Jesu-Kirche. Die „Ernteteilerin“ – so werden die Mitglieder einer SoLaWi genannt – Vanessa schätzt mehrere Aspekte dieses Modells: „Ich bekomme Gemüse, das ich in dieser Art nicht einmal auf dem Bauernmarkt oder in der Bio-Abteilung finde. Ist etwas dabei, das ich nicht mag, gebe ich es an Freunde und Bekannte weiter. Und ich unterstütze gerne einen Hof wie die „Kleine Farm“, wo nachhaltig gewirtschaftet und der Artenreichtum gefördert wird.“

Zeit als Zahlungsmittel

Obwohl es sich bei SoLaWi quasi um in sich geschlossene Wirtschaftskreisläufe handelt und die Lebensmittel nicht mit jenen aus dem Supermarkt verglichen werden können, können die Preise trotz allem nicht vom regulären Markt entkoppelt werden. Über das Jahr gerechnet entsprechen die Ausgaben also jenen, die man auch für die Einkäufe am Bauernmarkt einplanen müsste.
Die Steirerinnen und Steirer geben laut Statistik Austria 11 Prozent ihres Haushaltseinkommens für Ernährung aus. Es gibt aber eine erkennbare Bereitschaft, für regionale Lebensmittel einen zusätzlichen Aufwand auf sich zu nehmen: „Man muss auch den nicht-monetären Beitrag sehen, den die Mitglieder leisten, denn der Einkauf ist lange nicht so bequem, wie wenn man einfach in den Supermarkt geht“, erklärt Ulli Klein, Bäuerin der SoLaWi „Kleine Farm“. „Was hier passiert, ist auf jeden Fall ein Schritt aus dem reinen Konsumenten-Dasein heraus. Denn: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen das Gemüse zu einer bestimmten Zeit abholen und wissen eigentlich nie, was sie in dieser Woche bekommen.“

Dafür sind die Lebensmittel der SoLaWis für ihre Fans der Inbegriff von Regionalität und Nachhaltigkeit: Mit samenfesten Sorten setzt man auf Geschmack anstatt auf Homogenität und Lagerfähigkeit. Mit ihrem finanziellen Beitrag bezahlen die „Ernteteiler“ nicht nur das Gemüse, sondern geben den Landwirten gleichzeitig Planungssicherheit und einen gewissen Gestaltungsspielraum – was sich letztendlich wieder auf die Qualität, die Artenvielfalt und den Geschmack der Produkte auswirkt.

Trend zu mehr Regionalität und Qualität

Gesunde Ernährung und heimische Produkte gehen für viele Österreicherinnen und Österreicher erkennbar Hand in Hand. Laut einer von AMA im Januar 2018 durchgeführten Motivanalyse meinen 64 Prozent der Befragten, dass Lebensmittel aus regionaler Produktion in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen werden. Die Ansätze sind so unterschiedlich wie die Personen, von denen diese ausgehen: „Es geht auch gar nicht darum, eine Gesamtlösung für alle zu schaffen“, meint Ulli Klein. „Ich denke, dass die Lösung eher darin besteht, dass man viele kleine und individuelle Lösungen findet. Und diese werden im Endeffekt dazu beitragen können, dass wir uns alle regional und hochwertig ernähren können.“

SoLaWi steht für Solidarische Landwirtschaft. Das Konzept dahinter:

  • Eine gewisse Anzahl an Mitgliedern unterstützt einen landwirtschaftlichen Betrieb mit einem jährlichen finanziellen Beitrag
  • und erhält im Gegenzug die Produkte aus dessen Anbau.
  • 9 solcher Projekte gibt es in der Steiermark, die „Kleine Farm“ aus St. Nikolai im Sausal (siehe Artikel) ist eine davon.

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