Editorial

„GUT GEMEINT“ IST NICHT
IMMER GUT GEMACHT

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Daniela Müller-Mezin

Daniela Müller-Mezin

Zum mittlerweile 10. Mal widmen wir den Themen Kreislaufwirtschaft, Ressourcenmanagement und Nachhaltigkeit ein eigenes Magazin. Und den doch ordentlichen Aufwand ist uns das wert – an Aktualität haben unsere Themen sicher nicht verloren! Wenn ich durch die früheren Ausgaben unseres ROHSTOFF-Magazins blättere, stelle ich fest, dass sich in diesem Jahrzehnt in einigen Bereichen wirklich vieles getan hat: Forschung und Entwicklung haben uns neue Möglichkeiten eröffnet, die in der Entsorgungswirtschaft und im Ressourcenmanagement tätigen Unternehmen in der Steiermark haben investiert und optimiert. Stoffströme, Trennung, Recyling und vieles mehr wurden verbessert. Auch in der Bevölkerung ist das allgemeine Bewusstsein für die Zusammenhänge gestiegen. Wir wissen heute in viel mehr Bereichen Bescheid, was unser Handeln auslöst, wo wir Nachhaltigkeit leben können – oder wir fühlen uns zumindest gezwungen, unsere Handlungsweisen zu hinterfragen – Stichwort „gutes Gewissen“ …
Gut so.

Dass „Gut gemeint“ allerdings nicht immer zu einem „Gut gemacht“ führt, müssen wir aber ebenso einbekennen. Und in manchen Bereichen die Stimme erheben, damit nicht öffentlichkeitswirksame Maßnahmen gesetzt werden, die uns am Ende des Tages eher größere als kleinere Probleme bescheren. Einen spannenden Aspekt wurde diesbezüglich am „Runden Tisch“, zu dem ROHSTOFF diesmal Experten wie SPAR-Geschäftsführer Christoph Holzer, niceshops-Gründer Roland Fink und Marketing-Universitätsprofessor Michael Ehret lud, aufgeworfen – das Papiersackerl … In Sachen Nachhaltigkeit steigt es nämlich eigentlich schlechter aus als ein Plastiksackerl, das viel öfter in Umlauf gebracht werden kann. Das ist aber leider nicht so populär.

Darf man das überhaupt noch sagen, dass auch Plastik durchaus seine Berechtigung hat? Oder dass das biologisch abbaubare Sackerl alles andere als die beste Idee war? Manches können wir wohl gleich ins berühmte Sackerl reden, weil es ohnehin keiner hören möchte … Wie sich Bequemlichkeit, Inflation und auch Missverständnisse auf das (nachhaltige) Konsumverhalten auswirken, lesen Sie auf den Seiten 4-6.

Dass es nicht immer ein „richtig oder falsch“ gibt, dass die beste Lösung oder Technologie nicht überall die gleiche sein muss, erklärt Universitätsprofessor Stefan Hausberger in Bezug auf das Mobilitätsthema – von HVO über eFuels bis E-Mobility – auf den Seiten 8/9. Wie neue (junge) Trends, in diesem Fall Vaper und E-Zigaretten, auch neue Umwelt-Problematiken kreieren, dem gehen wir auf Seite 13 nach und das passt auch gut zu den Ausführungen von Mediziner Lars-Peter Kamolz (S. 14/15): Während die gesundheitlichen Folgen der E-Zigaretten ja noch auf einer persönlichen Entscheidung beruhen, müssen wir mit den Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Gesundheit alle leben – und diese Folgen sind nicht gerade gering …

Apropos Gesundheit: Was das Mikroplastik in unserem Körper auslösen kann, ist übrigens noch relativ unklar – war Ihnen das bewusst? Jede Woche „essen“ wir bis zu 5 Gramm Mikroplastik, gefunden wurde es bereits in unserem Hirn, in der Muttermilch und im Blut. Doch erst jetzt läuft ein Projekt, mit steirischer Beteiligung, das die Auswirkungen wie Veränderungen im Darm unter die Lupe nimmt. Zu den ersten Zwischenergebnissen lesen Sie mehr auf Seite 27. Auf unseren Forschungsseiten informieren wir darüber hinaus über Potenziale, die der Klärschlamm noch bereithält (S. 24/25) oder wie wir Lithium-Ionen-Batterien künftig besser recyceln könnten (S. 26). Gute und wichtige Ansätze, finde ich.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute und vor allem eine spannende Lektüre!

Daniela Müller-Mezin
Obfrau der Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement in der Wirtschaftskammer Steiermark

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