Drei Bäume vor dem Fenster

Warum jeder 3 Bäume vor dem Fenster braucht

Wirtschaft & Standort

Er ist Schutzschild, CO2-Schlucker und Klimaanlage in einem. Der Baum ist eine der schärfsten Waffen im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels. Besonders Städte leiden unter der zunehmenden Hitze. Nun gibt es Ideen, wie man die Ballungsräume herunterkühlen kann.

Der niederländische Wissenschaftler Cecil Konijnendijk von der. Universität British Columbia stellte schon vor einigen Jahren die 3-30-300-Regel auf. Sie besagt, dass jeder Mensch von jedem Fenster aus drei Bäume sehen sollte, jedes Stadtviertel zu 30 % von Baumkronen bedeckt sein und niemand weiter als 300 Meter bis zur nächsten Grünfläche haben sollte. Städte wie Amsterdam oder Malmö orientieren sich bereits an dieser Regel und versuchen sie in die Stadtplanung zu implementieren.

1 Baum = 10 Klimaanlagen

Unterstützt wird diese Forderung durch eine Studie der ETH Zürich. Sie beweist, dass in Städten durch Bäume die Temperatur im Schnitt um 10 Grad gesenkt werden kann. Baumlose Grünflächen hingegen schaffen nur rund die Hälfte. Das liegt daran, dass Bäume über die Wurzeln Feuchtigkeit aufnehmen und diese dann an die Umwelt wieder abgeben. So kann ein Baum bis zu 500 Liter Flüssigkeit verdunsten, was einem Kühlungseffekt von zehn Klimaanlagen entspricht.

Ein Drittel weniger Hitzetote

Eine Studie der IUFRO (International Union of Forest Research Organizations) hat untersucht, wie wichtig der Wald und Grünflächen bei Hitzewellen sind. „Der Wald wirkt wie ein Hitzeschild“, bringt es Studienkoordinator Christoph Wildburger auf den Punkt. Laut dieser Studie könne man Todesfälle durch Hitze um ein Drittel reduzieren. Immenoch werde dieser Umstand in der Stadtplanung nicht genügend berücksichtigt.

Coolere Städte

„In Österreich gibt es in diese Richtung kleinere Projekte, aber keine umfassende Strategie“, erklärt Silvio Schüler vom Bundesforschungszentrum für Wald. In Wien etwa gäbe es die eine oder andere Überlegung, durch gezielt aufgebaute Grüngürtel die Luft zu kühlen. Von der 3-30-300-Regel sei man aber weit entfernt. Auch Graz versucht man grüner zu machen. Im Jahr 2023 wurden immerhin knapp 1.000 Bäume gepflanzt.

Drei Bäume vor dem Fenster

Mit drei Bäumen vor jedem Fenster, lebt es sich viel schöner. (Fotos: Tonytextures)

Wald als „Therapeut“

Auch Menschen, die unter Langzeitfolgen einer Pandemie wie Covid-19 leiden, kann der Wald bei der Heilung unterstützen. Außerdem hätten Untersuchungen in Ländern wie Dänemark und Schweden gezeigt, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen durch therapeutische Programme in Wäldern bessere Heilungschancen haben. „Der Wald trägt zur körperlichen, mentalen und sozialen Gesundheit Menschen jeden Alters bei und hat vor allem positive Auswirkungen auf die Neuronenentwicklung bei Kindern“, so Wildburger.

Der Wald der Zukunft

Der Waldanteil in Österreich beträgt 48 % und umfasst 65 verschiedene Baumarten. Er nimmt rund 29 Millionen Tonnen CO2 jährlich aus der Atmosphäre auf. „Viele Baumarten sind auf ihren heutigen Standorten durch den Klimawandel bedroht“, berichtet Silvio Schüler. Es sei vor allem seit einigen Jahren ein enormes Fichtensterben in tieferen Lagen zu beobachten. Aber auch andere Baumarten in Österreich sind zunehmend gefährdet. Es reiche daher nicht, zur Kohlenstoffspeicherung einfach neue Bäume zu pflanzen. Aufgrund der zunehmenden Hitze und Trockenheit müsse man vielmehr Saatgut aus Südeuropa nach Österreich bringen. Fichten vom Balkan und Eichen aus Südeuropa wären beispielsweise geeignet, um den steigenden Temperaturen in Österreich Stand zu halten. „Der Waldumbau ist unumgänglich“, so Schüler.

Bedrohte Forstwirtschaft

Der bedrohte Wald bedroht auch die Forstwirtschaft. „Das großräumige Baumsterben durch Extremereignisse senkt die Holzpreise und verursacht bei vielen Betrieben wirtschaftliche Probleme“, erläutert Schüler. Man werde zwar in den nächsten zwanzig bis dreißig Jahren nicht unter Holzmangel leiden, würde man aber jetzt nicht die richtigen Maßnahmen ergreifen, sind zahlreiche Waldfunktionen gefährdet. Aufforstung mit den gleichen Baumarten, die wir aktuell haben, kann den Wald nicht retten.

Waldbrände

„Waldbrände stellen ein doppeltes Problem dar“, erklärt Christoph Wildburger. Einerseits fehle der verbrannte Wald als Kohlenstoffsenker und andererseits ist der CO2-Ausstoß bei einem Waldbrand enorm.“ Eine Forschungsgruppe hat im Jounal Nature berechnet, dass die Waldbrände 2023 in Kanada so viel CO2 ausgestoßen haben, dass ein Land mit dieser Menge auf Rang vier bei den Kohlenstoffemissionen liegen würde (hinter China, Indien und den USA). Laut Wildburger ist zu befürchten, dass die Anzahl an Waldbränden weiter zunehmen wird.

  • Österreich ist zu 48 % von Wald bedeckt.
  • Die Steiermark ist mit über 60 % das waldreichste Bundesland.
  • Der österreichische Wald speichert 29 Millionen Tonnen CO2 jährlich.
  • In unseren Wäldern wachsen 65 verschiedene Baumarten.
  • Bäume können die Temperatur in Städten um bis zu 10 Grad senken, reine Grünanlagen nur um rund die Hälfte.
  • Ein Baum entspricht dem Kühlungseffekt von 10 Klimaanlagen.

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Christoph Wildburger © Moritz Wildburger

Silvio Schüler © Privat

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