Papierflasche ALPLA mit Trinkglas im Hintergrund

Trinken wir bald aus Papierflaschen?

Wirtschaft & Standort

Das schlechte Image der Kunststoffverpackung lässt zahlreiche Unternehmen bereits seit vielen Jahren an umweltfreundlichen Alternativen forschen. Papier wäre so eine Alternative. Da und dort findet man die Papierflasche tatsächlich bereits im Regal.

Kunststoff als Verpackungsmaterial für Flüssigkeiten ist nahezu unschlagbar. Wesentlich leichter als Glas und günstig in der Herstellung hat es jedoch seit langem den Makel des Umweltsünders. Eine Alternative muss also her. Papier als nachwachsender Rohstoff, abbaubar und recyclingfähig scheint dafür eine gute Basis zu sein. Doch wie schafft man einen formstabilen Hohlkörper, der resistent gegen alkohol- und kohlensäurehaltige Inhaltsstoffe und zudem geschmacksneutral ist?

Großes Interesse

Etlichen Unternehmen ist die Entwicklung schon soweit geglückt, dass man die Konsumenten und Konsumentinnen mit einem Prototypen konfrontieren kann. Denn an experimentierfreudigen Abnehmern mangelt es nicht, will sich doch jeder Konsumgüterkonzern nur allzu gerne das Mäntelchen der Nachhaltigkeit umhängen. Von Procter & Gamble über Unilever und von Coca Cola bis Carlsberg wird die Papierflasche bereits eifrig getestet – für Waschmittel, Weichspüler, Duschgels oder Haarshampoos, aber eben auch für Limonaden, Bier und andere Genussmittel. Denn selbst im höherpreisigen Segment wurde die Papierflasche schon ausprobiert, wie beispielsweise bei Wodkaflaschen – doch dazu später mehr.

Leichte Alternative zu Glas

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich an Bord der Entwicklungsplattform des Vorarlberger Verpackungsspezialisten ALPLA neben der dänischen Paper Bottle Company (Paboco) auch ein Netzwerk aus prominenten Kunden wie Absolut, L’Oréal oder die Brauerei Carlsberg findet. Ziel: eine recyclingfähige, faserbasierte Flasche aus erneuerbaren Materialien. Seit 2021 testet man bereits die ersten Produkte auf dem Markt. Und das durchaus mit Erfolg. So brachte die Wodkamarke Absolut im Sommer 2023 eine Papierflasche in die Regale der Supermärkte in Manchester. Das Resultat fiel klar positiv aus: Die Flaschen wurden nicht nur gekauft, sondern wegen ihres geringen Gewichts von den Kunden auch geschätzt. Die Papierflasche soll die Glasflasche daher künftig ergänzen – vor allem für den außerhäuslichen Gebrauch, wie beispielsweise bei Festivals.

Entwicklung noch nicht abgeschlossen

Jedoch ist die Papierflasche für die ALPLA Group, die mit der Produktion von Polyethylen-basiertem Verpackungsmaterial für Flüssigkeiten zum Weltkonzern avancierte, derzeit nur eine Ergänzung zum vorhandenen Sortiment. Schließlich ist Philipp Lehner, der in dritter Generation als Vorstandschef der ALPLA Group das Unternehmen führt, überzeugt, dass nicht das Material Kunststoff das Problem für unsere Umwelt sei, sondern der Umgang damit. Dennoch will er 2033 die weltbeste Papierflasche auf dem Markt haben. Schaut man sich die Geschichte des Unternehmens und die aktuell entwickelten Prototypen an, werden wir demnächst also öfter Bier aus Papier trinken.

Papierflasche ALPLA mit Trinkglas im Hintergrund

Papierflasche ALPLA (Foto: Pabocco)

Spannender „Fun Fact“: Getränke aus der Papierflasche schmecken nicht anders, aber das Kälteempfinden verändert sich. Im Gegensatz zu Glasflaschen oder Aludosen fühlt sich die perfekte, kühle Trinktemperatur auf den Lippen oder in der Hand weniger intensiv an. Das liegt an den isolierenden Eigenschaften der Holzfasern, aus denen die Papierflasche besteht. Diese isolieren besser als Glas oder Aluminium, wodurch die Kälte nicht so stark spürbar ist. Erste Tests mit rund 8.000 „Fibre Bottles“ in acht westeuropäischen Ländern, darunter Deutschland und Frankreich, prüfen derzeit die Marktfähigkeit dieser biologisch abbaubaren Alternative.

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